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Bald ein Jahr her: die ZEIT und ihre Leser – Ijoma Mangold und Akif Pirincci. Lokalblatt GEA sprachlos – Arroganz oder Ratlosigkeit?

Selten, daß die ZEIT schreibt, wie ein Artikel bei ihren Lesern angekommen ist. Vor einem knappen Jahr war das nötig, weil ein Verriß von Akif Pirinccis „Deutschland von Sinnen“ wütende Leserkommentare in unbekanntem Ausmaß hervorgerufen hatte „ein Gewitter aus ungewöhnlich vielen E-Mails verärgerter Leser. Sie attackieren den Autor, meinen aber oft die ZEIT, mehr noch, sie zielen auf den Journalismus der etablierten Medien. Sie werfen uns Arroganz, Wirklichkeitsverweigerung und Meinungsmache vor. Von „Belehrungspresse“ ist die Rede, „rot-grün versiffter“ Berichterstattung, „Drecksblatt“, „Dummschwätzern“, „Gedankenmanipulation“. „Fick dich, stupid.“ … Selten zuvor waren die Vorwürfe von Lesern so feindselig. Der Ton hat sich drastisch verschärft – der Ton der Buchautoren, die einen politischen Mainstream konstruieren, um ihn danach anzugreifen, aber auch der Ton der Menschen, die diese Angriffe verteidigen.

Woher rührt die Wut der Leser, die Wucht ihrer Beschimpfungen?“ fragt sich stellvertretend drei Wochen später Stefan Willeke, der eine Reise zu verschiedenen ZEIT-Lesern, die an die Redaktion geschrieben hatten (Link, pdf). Es war der stellvertretende Ressortleiter Feuilleton, Ijoma Mangold, gewesen, der Pirincci schon in der Überschrift seiner Rezension (hier online, hier als pdf) eine „Volle Ladung Hass“ bescheinigt hatte.

Die Ratlosigkeit führte bei der FAZ im Sommer zu einem in der Sonntagszeitung dreiseitigen Artikel (1, 2, 3, hier online), von gleich drei Redakteuren, den Ressortleitern Online, Wirtschaft in der Sonntagszeitung und dem stv. Ressortleiter Wirtschaft, „Die Zeitungen stecken in der größten Krise ihrer Geschichte. Das liegt nicht nur am Internet. Anlass genug, über unsere eigene Branche nachzudenken.“

Eine ausführliche Mail (hier) mit Bezug auf diese Artikel in ZEIT und FAZ an den Herausgeber „meines“ Lokalblatts bleibt jetzt seit einem guten halben Jahr unbeantwortet – Sprachlosigkeit, weil ihnen nichts einfällt, weil sie es doch noch nicht nötig haben oder einfach über Jahrzehnte gelernte Arroganz? Dann wird es höchste Zeit, daß die Krise der Medienbranche sich noch dramatisch verschärft – wie hart müssen die getroffen werden, bis die Arroganz gebrochen wird?

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 22. Februar 2015 von in Uncategorized.