Die Wähler sind frei

Freiheit, Recht, Direkte Demokratie, wirtschaftliche Vernunft – der Reutlinger Blogger

Islam – Nils Schmid ergreift Partei. DIE ZEIT stellt klar.

Auf der letzten Seite des Politikteils unten hat die FAZ eine Rubrik „Fremde Federn“, wo hauptsächlich Politiker zu Wort kommen, zuletzt Nils Schmid, unser Reutlinger MdL und Wirtschaftsminister, am 04.02.. Schmid, dessen Ehefrau türkische Wurzeln hat, ergreift dort Partei für seine Frau, das ist sehr ehrenwert. Darüberhinaus ergreift er auch Partei, für „den türkischen Kollegen“, „den persischen Exilanten, der vor einer islamistischen Diktatur nach Deutschland geflohen ist“, „die junge Muslima, die in Deutschland geboren ist, (die) hier ihren Weg zwischen Tradition und Moderne sucht und mit ihrer eigenen Identität Teil dieses Landes sein will.“

Ach ja, will sie das? Hier postuliert er ohne Beweis eine positive Grundannahme, um dann gleich zum Gegenschlag

auszuholen „wenn zu Recht niemand von mir eine Distanzierung von den Morden eines Anders Breivik erwartet?“ Ob Breivik sich v.a. auf die Religion berufen hat? Habe ich die selbe Religion wie er? Und wenn: wie viele Morde wurden in den den letzten 50 Jahren im Namen des Christentums verübt, wie viele im Namen Allahs? Welche Textstellen aus dem Neuen Testament ließen sich dafür als Beleg anführen? Welche Textstellen im Alten Testament mit Gewaltbeschreibungen sind nicht einmalige Vorgänge in der Geschichte, sondern wollen Handlungsanweisung für immer sein? Wenn Frau Schmid sich als Muslima bezeichnet und fühlt und in unserer Gesellschaft integriert sein möchte, dürfen wir aber schon fragen, ob sie an den Koran glaubt und wie sie z.B. Vers 12 aus der achten Sure (die auch noch „Die Beute“ heißt) interpretiert: „Als dein Herr den Engeln eingab: „Gewiß, Ich bin mit euch. So festigt diejenigen, die glauben! Ich werde in die Herzen derer, die ungläubig sind, Schrecken einjagen. So schlagt (ihnen auf) die Nacken und schlagt von ihnen jeden Finger!“

Oder Sure 47, die mit „Muhammad“ überschrieben ist: „Wenn ihr auf diejenigen, die ungläubig sind, (im Kampf) trefft, dann schlagt (ihnen auf) die Nacken. Wenn ihr sie schließlich schwer niedergeschlagen habt, dann legt (ihnen) die Fesseln fest an. Danach (laßt sie) als Wohltat frei oder gegen Lösegeld, bis der Krieg seine Lasten ablegt. Dies (soll so sein)! Und wenn Allah wollte, würde Er sie wahrlich (allein) besiegen. Er will aber damit die einen von euch durch die anderen prüfen. Und denjenigen, die auf Allahs Weg getötet werden, wird Er ihre Werke nicht fehlgehen lassen;“

Minister Schmid sagt, es sei „völliger Unsinn“, daß nicht auch der Islam zu Deutschland gehöre. Das sehe ich bei diesen Versen nicht als Unsinn, wenn ich das in Frage stelle. Auch er sieht „die islamischen Gemeinden in Deutschland vor schmerzhaften Fragen … Wie kann es sein, daß im Namen unserer Religion solch Greueltaten verübt werden?“ Ja, Herr Minister, was ist daran „völliger Unsinn“, wenn Muslime den Koran wörtlich nehmen? Angefeuert durch Tausende von Fatwas, religiösen Gutachten von hauptamtlichen muslimischen Theologen?

Für Minister Schmid stellt sich diese Frage „Nicht, weil es den Muslimen von außen aufgetragen wird.“ – ja warum denn aber auch nicht? Ist der Islam, sind die Muslime sakrosankt („bezeichnet eine unantastbare oder unverletzliche Sache“) oder über der Gesellschaft stehend? Natürlich tragen wir es den Muslimen auf, diese Frage zu beantworten, jawoll, wir möchten es von Ihnen, unserem Kollegen, dem Exilanten, der jungen Muslima wissen, wie sie zu diesen und vielen anderen Versen stehen, wenn sie unsere Nachbarn, Kollegen, Freunde sein sollen und vielleicht sogar sein wollen, wenn wir zu ihnen vertrauensvolle Beziehungen aufbauen sollen – ob wir das wollen, wurden wir übrigens nie in einer Volksabstimmung über das Warum und Wie der Migration der letzten 30 Jahre gefragt.

Minister Schmid scheint der Islam tatsächlich unangreifbar über der gesellschaftlichen Diskussion zu stehen wenn er weiter schreibt „Sondern weil ein Islam, der sich als Teil dieser Gesellschaft versteht (tut er das wirklich?) nicht zusehen kann, wie in seiner Mitte Hass und Zwietracht gesät werden.“ – Wie wenn es die Frager von außen wären, die so gemein sind, im Islam „Hass und Zwietracht“ zu säen. Wird so zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Islam ermuntert? Wenn ich schon beim Fragen stellen mir vorwerfen lassen muß, „Hass und Zwietracht“ zu säen? Wollen die Muslime lieber Frieden und Eintracht mit allen Tätern und Taten, die sich auf den Koran berufen? Nein, um mit Paulus zu sprechen, natürlich müssen hier Spaltungen unter den Muslimen sein, damit klar wird, welche Muslime welche Koranverse und welche Taten billigen oder nicht. Und, um nochmal mit Paulus nach der heutigen Tageslese (17.02., Röm 3, 9-20) zu sprechen: es sind wir Menschen, alle, die Hass und Zwietracht säen; Paulus stellt das für die Juden und die Christen fest, ob es im islamischen Kontext einen Großen wie Paulus gab, der das auch so sieht, weiß ich nicht.

Nicht genug, Schmid schwingt die Schuldkeule gegen andere, gegen uns, weiter „Denn es sind Kinder ebendieser, unserer Gesellschaften, die in Syrien und in Paris im Namen einer religiös verbrämten Ideologie morden.“ NEIN, Herr Minister, diesen Schuh lassen wir uns nicht anziehen, mit dieser Schuld können Sie uns nicht belasten – es sind Kinder von Parallelgesellschaften, die in unserer Kultur und in unseren Werten nie ankommen wollten, die unsere Werte, die Rechte und Pflichten daraus nie ernst genommen haben, die uns verachten, die uns besiegen möchten. Ich habe mich vier Jahre mit zwei muslimischen Azubis abgemüht und bin letztlich gescheitert, weil sie mich nicht ernst nahmen, weil sie mich (dank eines über-fürsorglichen Arbeitsrechts) nie ernst nehmen mußten. Meine Konsequenz, vielleicht nicht im Sinne des Wirtschaftsministers: die letzen 10 Jahre meines Arbeitslebens werde ich mir, nach 6 – 8 erfolgreichen Azubis in den Jahren davor, keine Azubis mehr antun, erst recht keine, die nach einem schwachen Hauptschulabschluß eigentlich „eine Chance“ bräuchten.

Nein, Herr Minister, es ist nicht unsere Gesellschaft, die ein Problem hat; es sind die durchaus verschiedenen muslimischen communities, die nicht nur ein Problem, sondern viele haben, mit der Auslegung ihres Korans, mit dem Verhältnis zur Gewalt in den Familien und in der Gesellschaft, mit dem Anerkennen anderer Werte, mit der Freiheit: „Islam“, das hat uns Houellebecq nochmal gesagt, heißt „Unterwerfung“ – ursprünglich „unter den Willen Allahs“, de facto aber unter den Willen eines Imams, viel zu vieler selbsternannter Scharfmacher – wie kann es sein, daß eine Religion, die Abfall, Austritt, Abkehr mit dem Tod bedroht, zu unserer Gesellschaft gehört? Wie bringt der Herr Minister das zusammen? Wie kann er das nur fordern? Wir brauchen keine political correctness, die in Presse und Polizeibericht Herkunft und Religion von Tätern und Tatverdächtigen verschweigt, so daß wir immer mehrere Zeitungen lesen müssen, um darüber, oft auch nur verklausuliert, Auskunft zu bekommen. Wir brauchen auch an dieser Stelle den Mut zur Wahrheit, mehr noch brauchen ihn die muslimischen communities, um sich des Problems bewußt (gemacht) zu werden, um endlich, viel zu spät, eine intellektuelle Auseinandersetzung innerhalb zu führen – dann, wenn sie die o.g. Probleme diskutiert und möglicherweise gelöst haben, dann erst können sie zu unserer Gesellschaft gehören und dann sind wir auf ihre Antwort gespannt, ob sie das auch wollen.

Nein, Herr Minister, ich habe keinen Generalverdacht, das lasse ich mir nicht in die Schuhe schieben; sondern ich habe ein Problem, das ich im Alltag vielfach erfahren habe, daß nämlich mein muslimischer Kollege (seit über 20 Jahren derselbe!) nicht mit mir über seine Religion diskutieren will, daß er nicht Auskunft geben will, ob und gegebenenfalls wie er verschiedene Koran-Verse verschieden bewerten will und warum das so viele andere Muslime anders tun, nämlich so, daß eben doch Gewalt herauskommt, daß er keine Position beziehen will, ob ihm die Freiheit wichtiger wäre als die Todesdrohung der Religion für den Austritt, daß er nicht mit mir über den Armenier-Genozid diskutieren will und so weiter und so fort. Oder die Kollegin, die eigentlich möchte, daß „der Mufti“ mehr zu sagen hätte im gesellschaftlich-politischen Alltag und die damit meine Freiheit, unsere Demokratie ganz konkret beschneiden (!) möchte, die keine Kritik, Diskussion, gar Satire über ihre Religion zu lässt und sich damit über den gesellschaftlichen Diskurs, über die Égalité der Kulturen und Religionen erheben möchte.

Nachtrag am 17.02. nachmittags: durch fb-Freunde auf diesen Artikel in der ZEIT gebracht worden (das pdf hier) – die ZEIT hat plötzlich eine differenzierte Sicht in punkto Islam, ist nicht mehr anything-goes-alles-Friede-Freude-Eierkuchen-Toleranz-über-alles-Blatt, sondern hat offensichtlich nachgedacht: „Die brutalen islamischen Eroberungskriege, die keinen Ungläubigen am Leben ließen – waren die Kreuzzüge nicht ebenso brutal? Der intellektuelle und wissenschaftliche Rückstand des Islams – verdankt die abendländische Kultur ihre Entstehung nicht auch jenen Muslimen, die das griechische Denken ins verkümmerte Europa überliefert haben? Der Terror der Islamisten – erlebten die Christen in Zeiten der Inquisition nicht ähnlich Furchtbares?
Kaum eines dieser Fantasmen hält strenger Überprüfung stand. Sie bestätigen allerdings die größte Tugend abendländischer Kultur: ihre Fähigkeit zur Selbstkritik, ihre leidenschaftliche Zerknirschungslust im Namen einer universalistischen Idee. Nur so war Europa imstande, Anregungen fremder Kulturen mit räuberischer Inbrunst aufzugreifen und für den eigenen Aufstieg zu nutzen.“

Oder der hier, wer hätte soviel Klartext von der ZEIT erwartet, und sie bewegt sich doch: „Der Versuch, die Krise dadurch zu entschärfen, dass man Blasphemien verbietet, führt auch deshalb nicht weiter, weil Islamisten jeder Vorwand recht ist, die Idee allgemeiner Menschenrechte zu torpedieren. Appeasement ist zum Scheitern verurteilt. … Der Gedanke, die monotheistischen Religionen seien einander im Wesentlichen ähnlich, es empfehle sich also, von beiden Missgeburten Abstand zu halten, führt in die Irre. Es ist kein geringer Unterschied, dass die eine Religion von einem kriegsführenden Feldherrn gegründet wurde und die andere von einem gekreuzigten Wanderprediger; dass die eine Religion an eine Theokratie glaubt und die andere an die zwei Reiche: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ (Mt 22) … Vielleicht wird der Islam eines Tages wirklich zu Europa gehören. Wissen kann man das nicht und wünschen auch nicht.“

 

Zwei Leserbriefe in den Tagen entgegnen Minister Schmid ebenfalls, „Im Zangengriff“ am 16.02. und „Nicht alle wollen“ vom 14.02.

 

Hinterlasse einen Kommentar

Information

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 16. Februar 2015 von in Uncategorized.